Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird mittlerweile sektorübergreifend als die größte Herausforderung für Unternehmen gesehen. Nachdem
jahrzehntelang die demografische Katastrophe absehbar war und die Politik untätig blieb, ist nun zügiges Handeln geboten. Klar ist, dass die
Bevölkerungspolitik und die Familienpolitik kurzfristig nicht dazu geeignet sind, um den nunmehr akut gewordenen Fach- und Arbeitskräftemangel wirksam zu bekämpfen. Nichtsdestoweniger muss die demografische Nachhaltigkeit oberstes Ziel sein, nicht nur, aber auch, um dem Fach- und Arbeitskräftemangel langfristig angemessen zu begegnen.
Zur kurz- und mittelfristigen Bekämpfung des Fach- und Arbeitskräftemangels bedarf es der Mobilisierung der eigenen Ressourcen, wobei die einzelnen Maßnahmen auf die Potentialausschöpfung bei der Ausweitung des Arbeitskräfteangebots (Ungelernte qualifizieren, Studenten schneller in den Arbeitsmarkt überführen, deutsche Fachkräfte aus dem Ausland zurückholen, Arbeitskräfte aus der Verwaltung freisetzen) sowie bei der Stärkung des Bildungssystems liegen müssen.
Gleichzeitig ist zu beachten, dass nicht jede Hiobsbotschaft aus den Reihen der Wirtschaftslobby für bare Münze genommen werden kann.
Durch statistische Schwarzmalerei wird hier oftmals versucht, den akuten Mangel an Fachkräften herbeizurechnen, um die Politik zu veranlassen, im Interesse der Konzerne billige Arbeitskräfte aus dem Ausland zu importieren. Einwanderung wird häufig dazu genutzt, miserable Arbeitsund Vertragsverhältnisse aufrechtzuerhalten, anstatt diese Bedingungen zu verbessern, damit gar kein Fachkräftemangel erst aufkommt. Darauf darf die Politik nicht hereinfallen. Stattdessen muss klargemacht werden, dass die Verantwortung für die Gewinnung und Ausbildung von Fachkräften in erster Linie bei den Unternehmen liegt und diese auch bereit sein müssen, die Arbeitsbedingungen und das Lohnniveau der Arbeitsmarktsituation anzupassen.
Migration als Mittel zur Bekämpfung des Fach- und Arbeitskräftemangels ist gescheitert. Zwischen 2014 und 2020 sind circa 3,56 Millionen Menschen zusätzlich nach Deutschland eingewandert, ohne dass diese in den Arbeitsmarkt integriert werden konnten. Vielmehr belastet die hohe Zahl an Einwanderern den Sozialstaat und verschärft die Situation knapper Ressourcen an Geld und Personal im Sozial- und Gesundheitswesen wie in den unteren Verwaltungsbehörden. Einwanderung darf, auch in Hinblick auf die negativen Folgen für den sozialen Zusammenhalt und die Sicherheit im Land, keine Option zur Bekämpfung des Fach- und Arbeitskräftemangels sein. In den letzten Jahren befanden wir uns aufgrund der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der aufgeblähten Staatshaushalte in einer Phase relativ guter Konjunktur, was die Nachfrage nach Arbeitskräften künstlich stimuliert hat.
Diese kann aber schnell wieder in eine Phase des Abschwungs gleiten, wobei es nach vorheriger Einwanderung umso heftiger zu Massenarbeitslosigkeit kommen kann, was gefährlichen sozialen Sprengstoff birgt.
Hinzu kommt, dass Deutschland und Thüringen nicht das Potential aufweisen, um zu einem Fachkräfteeinwanderungsland wie die USA oder Kanada zu werden. Nicht nur, dass unser Kulturraum bereits weitgehend erschlossen und verdichtet ist und schlichtweg der Wohnraum für dauerhafte Einwanderung nicht ausreicht. Auch die Sprachbarriere ist hinderlich. Des Weiteren machen eine zu hohe Steuer- und Abgabenlast den heimischen Standort für hochqualifizierte Fachkräfte unattraktiv, weshalb deutsche Fachkräfte seit Jahren massenhaft auswandern.
Für die deutschen Fachkräfte gilt es deshalb, die hiesigen Bedingungen zu verbessern.
Deutschland kann als eines der im Verhältnis zur Fläche bevölkerungsreichsten Länder Europas seinen Bedarf an Fach- und Arbeitskräften aus eigener Kraft decken. Dazu müssen die eigenen Ressourcen jedoch endlich effizient und intelligent genutzt werden.

Vorgangsnummer im Thüringer Landtag

Drucksache

Redebeitrag