Am 26. November 2022 fand die Premiere des Theaterstücks „Herrscht
07769“ im Theater Rudolstadt statt. Im Vorfeld der Premiere wurde an
ausgewählte Adressaten ein Begleitschreiben zum Theaterstück verschickt. Das Theaterstück, dass nach dem gleichnamigen Roman von
László Krasznahorkai im Theater Rudolstadt aufgeführt wird, beschreibt
laut Webseite des Theaters Rudolstadt „das Leben in einer thüringischen
Kleinstadt namens Kana, die irgendwo zwischen Rudolstadt und Jena
liegt und zum Brennspiegel der Welt wird“. In dem Begleitschreiben, dass
sich den Themen „Extreme Rechte in Thüringen“, „Neonazi-Hochburg
Kahla“ oder „Kleine Erfolge gegen neonazistische Gewalttäter“ widmet,
ist auch ein Artikel des MDR Thüringen mit dem Titel: „Eine Woche vor der Bundestagswahl U18-Wahl: AfD bei Kindern und Jugendlichen in Thüringen vorn“, zu finden. Träger des Theaters ist ein Zweckverband, dem der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt (50 Prozent) sowie die Städte Rudolstadt (38 Prozent) und Saalfeld/Saale (zwölf Prozent) angehören.
Wir fragen die Landesregierung:
1. In welcher Höhe hat das Theater Rudolstadt seit dem Jahr 2015 Fördergelder aus dem Landeshaushalt erhalten (bitte nach Jahresscheiben sowie den einzelnen Mitgliedern des Zweckverbands aufschlüsseln)?
2. Wie viele Theaterstücke am Theater Rudolstadt haben nach Kenntnis der Landesregierung seit dem Jahr 2015 das Thema „Rechtsextremismus“ behandelt (bitte Titel und des Premierendatums angeben)?
3. Wie viele Theaterstücke am Theater Rudolstadt haben nach Kenntnis der Landesregierung seit dem Jahr 2015 das Thema „Linksextremismus“ behandelt (bitte Titel und Premierendatum angeben)?
4. Wie viele Theaterstücke an Thüringer Theatern haben nach Kenntnis der Landesregierung seit dem Jahr 2015 das Thema „Rechtsextremismus“ behandelt (bitte Titel, Premierendatum und jeweiliges Theater angeben)?
5. Wie viele Theaterstücke an Thüringer Theatern haben nach Kenntnis der Landesregierung seit dem Jahr 2015 das Thema „Linksextremismus“ behandelt (bitte Titel, Premierendatum und jeweiliges Theater angeben)?
6. Wie viele Exemplare des 37-seitigen „Theaterpädagogischen Begleitmaterials Herrscht 07769“ wurden nach Kenntnis der Landesregierung in gedruckter oder digitaler Form vom Theater Rudolstadt verschickt?
7. Wie stellen die öffentlichen Träger der Theater in Thüringen nach Kenntnis der Landesregierung sicher, dass die Theater politische Neutralität wahren und politische Parteien mit ihren Inhalten wie Theateraufführungen oder Begleitmaterialien nicht in ein schlechtes Licht rücken?
8. Inwiefern ist es im Einklang mit geltendem Recht, dass eine Oppositionspartei in einem Begleitwerk eines Theaterstücks, das aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, negativ dargestellt wird?
9. Wie werden die Regeln und Richtlinien bezüglich politischer Neutralität und Parteinahme im Theaterbereich in Thüringen definiert und durchgesetzt?
10.In welchen Fällen dürfen Theater in Thüringen politische Parteien in einer Theateraufführung oder in Begleitmaterialien nennen und wie wird sichergestellt, dass dies nicht als Unterstützung oder Kritik interpretiert wird?
11.Gibt es eine offizielle Stelle, an die sich das Publikum in Thüringen wenden kann, wenn es der Meinung ist, dass ein Theaterstück oder Begleitmaterialien politisch unangemessen oder parteiisch sind?