Das Thüringer Bildungssystem befindet sich seit Jahren in einer Schieflage. Zählte es nach der Wiedervereinigung zu den leistungsfähigsten
und schülerorientiertesten Bildungssystemen der deutschen Bundesländer, so ist es heute durch unzureichende Lernleistungen geprägt, wie sie
etwa im schlechten Abschneiden Thüringer Viertklässler beim IQB-Bildungstrend 2022 dokumentiert sind. Bei der Lesekompetenz schnitten Thüringer Viertklässler im Ländervergleich am schlechtesten ab. Doch auch in den Bereichen Zuhören, Orthografie sowie Mathematik haben sich die Ergebnisse im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2016 teilweise enorm verschlechtert.
Eine gemeinsame Sprache ist die grundlegende Voraussetzung für die gelingende Durchführung des Schulunterrichts. Ohne altersangemessene sprachliche Verständigungs- und Verständnisfähigkeit können Schüler Lernerfolge nicht optimal erzielen. Der von der Landesregierung eingeschlagene Weg, Schüler mit Migrationshintergrund und ohne ausreichende Deutschkenntnisse in die regulären Schulklassen zu integrieren, führt zu einer Überforderung der Lehrer und mindert die möglichen Lernerfolge aller Schüler. Der reguläre Unterricht an den Thüringer Schulen ist nicht der Ort für das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache. Vielmehr setzt er voraus, dass die Schüler die deutsche Sprache hinreichend beherrschen. Es muss sichergestellt werden, dass Schüler mit Migrationshintergrund, die nicht über ausreichende deutsche Sprachkenntnisse verfügen, zunächst in Sprachkursen oder separaten Klassen (Vorschaltklassen) auf ein ausreichendes Sprachniveau gebracht werden. Ein fakultativer Übergang in eine deutsche Regelklasse darf nur bei Nachweis entsprechender Sprachkenntnisse erfolgen.

Vorgangsnummer im Thüringer Landtag

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