In seiner langen und bewegten Geschichte wurde Deutschland immer wieder zur Kriegspartei und zum Kampfschauplatz. Zahlreiche deutsche Soldaten fielen in den Befreiungs- und Einigungskriegen, viele davon auf thüringischem Boden. Im darauffolgenden Jahrhundert starben in den beiden Weltkriegen Millionen deutscher Zivilisten und Soldaten. Unzählige Deutsche wurden aus ihrer Heimat vertrieben, viele von ihnen kamen dabei ums Leben. Von den Überlebenden fand eine große Zahl im Thüringer Gebiet Zuflucht. All diese Opfer von Krieg und Vertreibung sind Teil der deutschen Geschichte. Das Gedenken an sie und an die Geschehnisse, die ihnen widerfahren sind, muss öffentlich und in angemessener Form möglich sein. Doch wo Gräber und Denkmäler verfallen und vergessen werden, kann kein angemessenes Gedenken stattfinden. Obwohl Thüringen deutschlandweit die meisten Mittel pro Einwohner in den Denkmalschutz steckt, sind viele dieser Stätten in einem überaus schlechten Zustand. Dies gilt insbesondere für Denkmäler und Kriegsgräber in unzugänglicher Lage und im ländlichen Raum. Die Landesregierung ist angehalten, gegen dieses Vergessen vorzugehen. Der erste Schritt hierfür besteht in einer flächendeckenden Erfassung aller Kriegsgräberstätten sowie Krieger- und Vertriebenendenkmäler in Thüringen. Sie sollen in einem öffentlich einsehbaren Register verzeichnet werden, sodass interessierte Bürger leicht erfahren können, welche Stätten sich wo in Thüringen befinden. Bei einer solchen Erfassung muss gleichzeitig festgestellt werden, wie hoch deren tatsächlicher Sanierungsbedarf ist. Auf Basis dieser Daten ist ein landesweites Sanierungsprogramm mit entsprechenden Mitteln für den Einsatz auf kommunaler Ebene aufzusetzen. Die betroffenen Gräber und Denkmäler sollen gereinigt, saniert und restauriert werden, damit ein angemessenes Gedenken wieder möglich ist. Kriegsgräber sowie Krieger- und Vertriebenendenkmäler müssen wieder sichtbar werden. Das bedeutet zum einen die physische Sichtbarkeit im Sinne von zusätzlichen Beschilderungen, dem bereits genannten Register sowie der Beseitigung überwuchernder Vegetation. Es bedeutet aber auch die Einbindung in das lokale Bewusstsein, wofür der Schulunterricht sich anbietet. Kriegsgräber sowie Krieger- und Vertriebenendenkmäler verbinden die Ebenen der lokalen, deutschen, europäischen und Weltgeschichte auf natürliche Weise. Sie stiften Identität und sind in fast jeder Thüringer Kommune vorhanden. Daher wird die Landesregierung aufgefordert, diese Stätten als außerschulische Lernorte anzuerkennen und deren Besuch durch Schulklassen im Rahmen des Lernens am anderen Ort zu fördern.

Vorgangsnummer im Thüringer Landtag

Drucksache